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Deutsche Berglegenden Alfred Hilger & Walter Struckmann verstorben

Leider erreichten uns in den letzten Tagen traurige Nachrichten aus Deutschland

Das Titelbild zeigt Jörg Weidinger & Alfred Hilger bei dessen Comeback im Bergrennsport in Baba 2005


R.I.P. Alfred Hilger

Bereits am 16. Februar 2025 verstarb völlig unerwartet Alfred „Fredi“ Hilger im Alter von 64 Jahren. In seinen Anfangsjahren bei Bergrennen war der KfZ-Meister und BMW-Spezialist aus Lengdorf (Landkreis Erding) sehr oft mit Georg Plasa unterwegs. Später hieß einer seinen engeren Freunde Jörg Weidinger. 2004 stellten die Beiden für das BMW-Werk mehrerer Weltrekorde für Wasserstoff-Fahrzeuge auf. Zuvor, von 1987 bis 1995, war Hilger in der Bergrennszene mit seinem weinroten BMW 2002 16V, quasi dem Spiegelbild des hellblauen Plasa „02ers“, bekannt. Ab 2006 war der Mann vom MSC Isen mit dem rot-weißen BMW M3 E36 Team-Kollege und Unterstützer von Jörg Weidinger bei seinem EBM-Titel.

Dazu ein paar persönliche Worte von Jörg Weidinger:
Alfred „Fredi“ Hilger war eigentlich zu gut für diese Welt. Er hat versucht, allen und jedem zu helfen, was ihm vor allem mit seinem unglaublichen Schraubertalent auch in ausweglos scheinenden Situationen oft gelang. Gern hat er dann lieber anderen geholfen, als dass er ausgeruht und rechtzeitig selber am Start stand.

Bei unserem Wasserstoff-Weltrekord mit dem BMW H2R in 2004 war er als einziger von uns drei Fahrern nicht „nur“ Fahrer, sondern er kannte gleichzeitig das Auto und die Technik am besten, war immer vorne dran, hat immer noch gekämpft und gebastelt, wenn andere schon lange mit der Standardreaktion beschäftigt waren, Schulterzucken und trauriges Gesicht zu machen. Dass er dann mit schmutzigen Händen und einem ebensolchem Overall in’s Auto sprang und schnell fuhr, war bezeichnend für sein Multitalent.

Im Jahr 2005 auf dem Weg zu meinem ersten EBM-Titel hat er zu Saisonmitte nicht lange gefackelt, als Georg Plasa die Idee gebar, den tschechischen Mitbewerbern doch in der Gruppe A einen starken Konkurrenten vor die Nase zu setzen, um ihnen Punkte zu klauen. Und wer wäre da besser geeignet gewesen als unser gemeinsamer Freund Fredi und sein Rundstrecken-BMW M3 E36 Gruppe A. Er machte das Auto in Rekordzeit rennfertig (das Gerät war im Gegensatz zu anderen Autos zu 100% regelkonform) und trat in der Slowakei mit wirklich alten Reifen an, um den arrivierten Fahrern zu zeigen, zu was man mit intuitivem Talent und keiner Angst in der Lage ist. Dass er dann (wieder) Gefallen an Bergrennen fand, war für mich umso schöner und wir erlebten auch in der Folgezeit einige wirklich schöne Reisen zu EBM-Läufen miteinander.

Was viele Bergrennfahrerkollegen vielleicht nicht wissen, dass er auch auf der Rundstrecke (meist im Gespann mit dem ebenso bereits verstorbenen Münchner Dieter Steinlein) in den 90er/2000er Jahren als H&S-Motorsport oder Steinlein Motorsport eine echt große Nummer abzog. In der „Serie Internationale Groupe N“ waren sie mit selbst aufgebauten, absolut konkurrenzfähigen BMW M3 E36 (auch mal Z3 M roadster) weit vorne dabei, oft mit eingemieteten Fahrerkollegen wie Manfred Anspann oder auch Fahrern aus GB, Australien, Neuseeland oder sonstwoher. Zu nennen sind fast alle internationalen Langstreckenrennen wie 24h Spa oder 24h Nürburgring (https://www.racingsportscars.com/…/Alfred-Hilger-D.html).

Ich habe zwar seine frühe Zeit mit dem roten, absolut schnellen BMW 2002 (vor allem im legendären Alpen-Donau-Cup im Gespann mit dem nahezu gleich alten Georg Plasa) nicht miterlebt, aber ich hatte trotzdem viele tolle Erlebnisse mit Fredi, ich habe ihn echt sehr bewundert für seine Ruhe, egal wie hektisch es herging. Er hat immer alles technisch gefixt bekommen, setzte sich ins Auto und fuhr Zeiten, von denen andere selbst in ausgeruhtem Zustand nur träumen konnten.

Geschichten von und mit ihm gibt es da reichlich, denn er war einfach ein echtes Original. Egal ob die komplette Vanos-Einheit des M3-Motors in der Startaufstellung(!!!) des 24h-Rennens am Nürburgring in aller Seelenruhe zu zerlegen und zusammenzubauen (andere bräuchten dafür Tage und völlige Ruhe), ein Pleuellagerwechsel an seinem LKW auf dem Autobahnparkplatz, sein „Training“ für Trento-Bondone 2006, als Georg und ich schon hunderte von Kilometern den echt nicht einfachen Berg hochgefahren waren, er am Sonntagmittag kurzfristig und verspätet doch noch dazukam, zweimal fuhr, die Strecke grob im Kopf hatte und sein einmalig intuitives Talent dann zwei Wochen später im Rennen bewies, oder die Heimfahrt von Spanien durch Frankreich mit herausgebrochener LKW-Windschutzscheibe und Vollvisierhelm im Regen…

Mach’s gut, Fredi! Du hättest definitiv mehr Lebenszeit verdient gehabt!

Photos by Thomas Bubel


R.I.P. Walter Struckmann

Am 2. März 2025 ist der unermüdliche Racer Walter Struckmann aus Stadthagen im Alter von 87 Jahren gestorben, nach kurzer schwerer Krankheit. Den Beinamen Marathon-Mann hatte sich Walter Struckmann in seiner langen Motorsport-Karriere redlich verdient, denn die Dauer seiner Rennkarriere gilt zumindest für Deutschland als rekordverdächtig. Erst nach exakt 51 Jahren und fast 900 Starts beendete der Justiz-Beamte aus Stadthagen 2005 seine rennsportliche Dauerpräsenz.

Und das auch mehr zwangsweise, weil ihn die Gesundheit eingebremst hatte – zwei Herzklappen und die Aorta mussten erneuert werden. Mit BMW, Porsche, VW, Alfa, Lancia, Opel und Honda fuhr der Allrounder auf der Rundstrecke, bei Rallyes und Bergrennen rund 600 Siege ein, bei etwa 900 Stars. Und das alles, ohne jemals einen ernsthaften Unfall gehabt zu haben. Obendrein sammelte er Meisterschaftstitel wie andere Briefmarken – allein sieben Mal hintereinander gewann Struckmann die österreichische Bergmeisterschaft. Dazu war er Deutscher Rundstreckenmeister im VW Scirocco, Deutscher Bergchampion im BMW und Golf GTI-Cup-Gewinner, alle Titel mit einer Rekordanzahl an Siegen.

So gelang ihm gleich zweimal das seltene Kunststück, sowohl im VW Scirocco GTI als auch im VW Golf GTI seine Titel auf der Rundstrecke jeweils mit der maximal möglichen Anzahl von Siegen als auch Punkten zu gewinnen. Das war 1977 in der Rundstrecken-Meisterschaft mit zwölf Siegen in zwölf Läufen und ein Jahr später im VW Golf Cup mit zehn Siegen aus zehn Läufen der Fall. Gegen Walter Struckmann auf der Piste zu kämpfen, war für jeden seiner Konkurrenten eine zähe Angelegenheit. Technisch belesen, im Nahkampf unnachgiebig und trickreich – so trieb er seine Konkurrenten oft genug zur Verzweiflung. Wir waren 1969 mal für eine Saison Teamkollegen bei Koepchen-BMW, ich weiß, wovon ich hier rede.

Beruflich führte der Marathon-Mann als Justiz-Hauptmachtwachtmeister 40 Jahre lang schwere Jungs beim Amtsgericht Hannover vor – und je nach Urteilsspruch auch wieder zurück in die Zelle. Als quirliger Pensionär heiratete er 1997 zum zweiten Mal. Vom beschaulich-bräsigen Dasein eines Pensionärs hat Struckmann allerdings nie etwas gehalten. «Dafür sorgt schon meine Frau», sagte er mir mal schmunzelnd, «die ist 36 Jahre jünger als ich und hält mich automatisch fit und auf Trab.» So kickte der ehemalige Präsident des Fußballvereins Stadthagen noch fröhlich in der Altherren-Mannschaft, besuchte regelmäßig die Jahreshauptversammlungen des DSK und interessierte sich noch bis kurz vor seinem Tod für die Geschehnisse im Motorsport.

Link zum Archiv auf Euromontagna.com

Nachruf von Rainer Braun für Speedweek.com

Last Updated on 4. März 2025 by Peter Schabernack

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